Montag, 4. November 2013

Ein verregneter Herbsttag...

Ich liebe es, wenn die Regentropfen gegen die Fensterscheiben trommeln und ich drinnen im Warmen bin, mich in eine Decke einkuschle und darüber nachdenke, welches Buch ich als nächstes lese (*-*)
Ich liebe den Herbst! :)

Ein ganzes halbes Jahr (Jojo Moyes)


https://www.libro.at/media/cms_pages3/Moyes_Ein_ganzes_halbes_Jahr_ISBN9783499267031.jpg



Ein ganzes halbes Jahr
(Jojo Moyes)


Lou & Will.
Louisa Clark weiß, dass nicht viele in ihrer Heimatstadt ihren etwas schrägen Modegeschmack teilen. 

Sie weiß, dass sie gerne in dem kleinen Café arbeitet und dass sie ihren Freund Patrick eigentlich nicht liebt.
Sie weiß nicht, dass sie schon bald ihren Job verlieren wird – und wie tief das Loch ist, in das sie dann fällt.
Will Traynor weiß, dass es nie wieder so sein wird wie vor dem Unfall.
Und er weiß, dass er dieses neue Leben nicht führen will.
Er weiß nicht, dass er schon bald Lou begegnen wird.
Eine Frau und ein Mann.
Eine Liebesgeschichte, anders als alle anderen.
Die Liebesgeschichte von Lou und Will.



Dieses Buch hat etwas tief in mir berührt und nicht mehr losgelassen, diese Geschichte geht einem einfach unter die Haut.
"Es ist eine bittersüße Geschichte über Lieben, Lernen und Loslassen." (Daily Mail)

Als Lou ihren Job verliert, nimmt sie das Angebot an, einen Tetraplegiker zu pflegen.
Und auch wenn sie noch nie in einem Pflegeberuf gearbeitet hat, beginnt sie die Arbeit.
Das erste Zusammentreffen mit Will läuft nicht gerade toll, da er sie immer zu ablehnend behandelt.
Lou erfährt nach und nach, wie Will früher, was sie dazu bewegt darüber nachzudenken, wie man diesem Menschen das Leben wieder lebenswert machen kann.
Als sie auch noch zufällig erfährt, was Will wirklich in einem halben Jahr (nur für diese Zeit ist sie eingestellt) vor hat, schmiedet sie einen Plan.
Sei erstellt eine Liste, mit all den Dingen, die sie mit ihm machen will und diese Liste ist einfach rührend und mit so viel Hingabe von Lou erstellt.
Und während Lou um Will kämpft lernen die beiden sich besser kennen und verstehen und vertrauen einander immer mehr.
Während ich ihrem Schlagabtausch gefolgt bin, musste ich stellenweise lauthals lachen :)

Die Annäherung der beiden ist gut beschrieben und hat genau die richtige Länge. Es wirkt sehr menschlich und real, was dazu führt, dass einen das Buch gefangen nimmt.
Nach und nach lernt man Lou als auch Will immer besser kennen und auch verstehen, so dass man das unterschiedliche Verhalten der beiden gut nachvollziehen kann.
Und auch Wills Mutter, die im Buch anfangs wie eine „Rabenmutter“ wirkt, lernt man besser zu verstehen, denn sie hat es wirklich nicht leicht und kommt überhaupt nicht mit der Behinderung ihres Sohnes zurecht.
Nicht zu unterschätzen ist aber Wills eigentlicher Pfleger Nathan, der Wills einziger und wahrscheinlich auch bester Freund ist.
Wenn Lou mal wieder kurz vorm Verzweifeln ist, gibt er ihr wieder Halt und ermuntert sie, weiter ihr Ziel zu verfolgen.
Lou und Will durchleben gemeinsam alle Höhen und Tiefen in diesem halben Jahr zusammen. Und ihr Kampf um ihn berührt einen sehr.
Als die beiden sogar zusammen tanzen und in den Urlaub fliegen, scheint Lous Kampf um Will gewonnen (um das zu verstehen müsst ihr das Buch lesen).
Ich sage nur so viel, am Ende habe ich viele Tränen geweint :')

Alles in allem ist es ein sehr gelungenes Buch!
Alle erwähnten Charaktere (sogar Patrick) passen zusammen und werden genau im richtigen Maß beschrieben.
Man findet sich schnell in die Geschichte ein und man muss Lou und Will einfach lieben :)
Auch lernt man, genau wie Lou, viel über Tetraplegiker. Wie ihr täglicher Kampf mit den alltäglichen Dingen aussieht und wie emotional belastet sie teilweise sind. Und vor allem, welche Hindernisse schon die kleinsten Unebenheiten sein können. An diesen Stellen musste ich das Buch kurz weglegen und mir klar machen, was diese Einschränkung eigentlich für mich darstellen würde und ich geben zu, ich habe nicht lange und gerne darüber nachgedacht.
Jojo Moyes schafft es, mich nachdenklich zu machen und lässt mich selbst über die kleinsten Dinge des Alltags nachdenken.

Außerdem zeigt sie mir eine Liebesgeschichte, die so anders ist, als alle, die ich ja gelesen habe und selbst über den Tod hinausgeht.


Man kann sich nur ein Beispiel an Lous Stärke und an ihrem Selbstbewusstsein nehmen.
Ich wünschte, ich wäre manchmal so stark oder selbstbewusst ;)
Hut ab, vor dieser Frau und was sie alles versucht und bewirkt hat!

Wer dieses Buch nicht liest, verpasst eine der romantischtesten, traurigsten, aber auch der stärksten Geschichte der Welt!


Achtung SPOILER!

Als Abschluss beantworte ich Euch noch die Diskussionsfragen, die am Ende des Buches zu finden sind :)

1. Als Lou und Will sich zum ersten Mal treffen, reagiert er sehr ablehnend auf sie. Er spielt ihr sogar einen Streich. Was war jeweils Dein erster Eindruck von Will und Lou? Hat sich Deiner Meinung über die beiden im Laufe des Buches verändert?

Lou war mir von Anfang an sympathisch. Ich mag ihre Ausdrucksweise und wie sie sich gibt und ihr Kleidungsstil war einfach der Hammer! Auch empfand ich sie schon von Anfang an als selbstbewusst und stark, nur dass das angeknackst war.

Will war mir anfangs sehr unsympathisch und ich hielt ihn für arrogant. Und dass er dann auch noch Lou diesen Streich gespielt war einfach die Höhe, sie hatte ihm ja nichts getan. Doch dann lernte ich ihn besser kennen und verstand sein Verhalten. Ich glaube, ich hätte mich ähnlich verhalten, an seiner Stelle.


2. Will und Lou üben einen großen Einfluss aufeinander aus. Wie verändern sich ihre Leben, nachdem sie sich getroffen haben? Auf welche Weise beeinflussen sie sich gegenseitig?

Lou gewinnt zunehmend an Stärke und Selbstvertrauen. Durch die schroffe Art, die Will an den Tag legt, lernt sie sich selbst und andere, wie sie sind, zu akzeptieren. Auch zeigt Will ihr eine völlig neue Sicht auf die Dinge und Geschehnisse und lehrt sie zu vertrauen und sich auf andere zu verlassen, vor allem auf sich selbst.

Und auch Will gewinnt an Stärke. Und auch er lernt zu vertrauen und die Dinge zu akzeptieren, wie sie nun mal sind. Doch auch wenn er es nicht ganz an sich heranlässt, spürt man, wie er sich im Laufe der Handlung durch Lou verändert.

Die beiden üben Kritik aneinander, geben sich Kontra und genau das beeinflusst sie und hilft ihnen. Sie geben einander Halt und stärken sich gegenseitig den Rücken. Und durch diese ständige Interaktion beeinflussen sie sich gegenseitig in ihrem Verhalten, in ihrem Fühlen und in ihrem Handeln.


3. Als Lou von Wills Entscheidung erfährt, sein Leben mit Hilfe von Dignitas zu beenden, ist sie entsetzt darüber, dass seine Mutter Camilla bereit ist, ihren Sohn dabei zu unterstützen. Lou hält das anfangs für herzlos, eine Ansicht, die von anderen Figuren wie Georgina und Lous Mutter geteilt wird. Was denkst Du über Camilla? Hälst Du dieses Urteil für berechtigt?

Diese Frage ist schwer zu beantworten.
Wenn ich mein Kind so leiden sehen würde, würde ich ihm einfach nur auf irgendeine Art und Weise helfen wollen. Und wenn ihm nur so geholfen werden kann und er nur diese Hilfe haben möchte, dann würde ich wohl genauso handeln wie Camilla.
Also nein, ich finde dieses Urteil nicht berechtigt. Um seine eine folgenschwere Entscheidung zu treffen braucht es tiefe Liebe und ein großes Mutterherz. Denn keine Mutter würde ihr Kind einfach so weiterleben lassen, wenn sie sieht, wie sehr es leidet. Sie würde helfen wollen. Man kann darüber streiten, ob es wirklich die einzige Hilfe für Will ist. Doch es ist und bleibt die eigene Entscheidung. Auf beiden Seiten.


4. Sowohl Will als auch Lou ist etwas Schreckliches zugestoßen, dass ihr jeweiliges Leben verändert hat – Wills Unfall und Lous traumatisches Erlebnis im Schlosslabyrinth. In welcher Hinsicht ähneln bzw. unterscheiden sich ihre Reaktionen auf diese Erfahrung?

Nun Lou macht das Klassische, sie verdrängt es und redet mit niemandem darüber. Will dagegen redet darüber, doch er ist wütend und auch ein bisschen verbittert.
Er will das alles nicht als neuen Teil seines Lebens akzeptieren, wohin gegen Lou ihr Träume verarbeitet und gestärkt daraus hervor geht.


5. Als sein Pfleger und Freund ist auch Nathan sehr wichtig in Wills Leben. Wie bedeutend ist seine Rolle im Roman? Wie beeinflusst er das Verhältnis zwischen Will, Lou und Wills Eltern?

Er hat eine sehr bedeutende Rolle. Wie schon gesagt ist er Lous Stütze, wenn sie wieder kurz vorm Verzweifeln ist. Er steht ihr bei allem mit Rat und Tat zur Seite und erklärt ihr die vielen neuen Dinge, die sie während ihrer Arbeit kennen lernt.
Er versteht Will auf eine Weise, wie ihn sonst keiner versteht und er behandelt ihn ganz normal, so wie Will es sich eigentlich von allen wünscht.
Und er dient ein bisschen als Vermittler zwischen der Familie und auch als Puffer, wenn Wills und Lous Wortgefechte ein bisschen ausarten.


6. Lou hat, trotz ihrer häufigen Streitereien mit ihrer Schwester Treena, ein sehr enges Verhältnis zu ihrer Familie. Welchen Einfluss hat die Familie auf Lous Entscheidung? Beispielsweise darauf, die Stelle bei den Traynors auch dann noch zu behalten, als sie erfährt, warum sie nur für sechs Monate angestellt ist? Oder darauf, in die Schweiz zu fahren, um Will beizustehen?

Auch das, finde ich, ist sehr schwer zu beantworten.

Nun, ihre Eltern verdienen kein Geld und sind so, wie auch Treena und ihr Sohn, von Lou abhängig. Das weiß Lou und ich finde, dass beeinflusst sie sehr. Und es war der größte Grund, warum sie weiterhin dort gearbeitet hat.

Dadurch, dass Lous Eltern ihr ihre Entscheidungen meistens abgenommen oder so stark beeinflusst haben, bricht sie hier aus ihrer alten, nach den Eltern funktionierend Rolle (was nicht immer negativ war), aus und reist, trotz der Verstoßung ihrer Mutter, zu Will.


7. Will und Lou kommen aus ganz verschiedenen Welten. Vor seinem Unfall war Wills Leben sehr privilegiert, geprägt von Ehrgeiz und Erfolg, während Lou aus einfachen Verhältnissen stammt und ihr ganzes Leben in ihrer kleinen, wenig aufregenden Heimatstadt verbracht hat. Denkst Du, dass sich die beiden ineinander verleibt hätten, wenn sie sich unter anderen Umständen begegnet wären?

Nein.
Die gemeinsame Zeit der beiden, beeinflusst durch eben all diese Faktoren, hat erst dazu geführt, dass sie sich ineinander verlieben.
Und diese tiefen Gefühle hätten sich unter anderen Umständen sicher nie entwickelt.


8. Wills Wunsch, selbst über seinen Tod zu bestimmen, und Lous Entschlossenheit, ihn davon abzubringen, sind Themen, die sich durch den ganzen Roman ziehen. Was hast Du von Wills Entscheidung am Ende gehalten? Hattest Du damit gerechnet? Findest Du, dass der Roman anders hätte ausgehen sollen?


Ich war ehrlich gesagt sehr geschockt. Ich dachte auch, dass Lou es geschafft hätte. Und nein, ich hätte nicht damit gerechnet. Nicht nach der ganzen Mühe, die sich Lou gegeben hat und Wills Reaktionen darauf.
Aber ich finde nicht, dass der Roman anders enden sollte.
Dieses Ende hat zu dieser Geschichte und auch zu dieser Liebe gepasst.
Denn diese Liebe geht über den Tod hinaus.